Ich hätte es selbst nie für möglich gehalten, aber ich fühle mich befreit, allein und vollkommen.
Wie oft habe ich gebetet, geweint und gefleht, dass ich Ruhe und Ausgeglichenheit in mir tragen möchte? Wie oft habe ich diese abstrakte Vorstellung vom allein zurechtkommen, in meinem Kopf angehimmelt? Dabei hatte ich doch keine Ahnung wie das konkret aussehen soll. Eine billige Nachmache von dem was ich bei Menschen, die ihr Leben „im Griff haben“, gesehen habe. Aber es ist ganz anders gekommen.
Erst im zweiten Augenblick erkannte ich dich, hinter der erbärmlichen Gestalt, die vor mir stand. Auf einmal sah ich nicht mehr den betrunkenen, gewalttätigen Tyrann vor mir, als den du dich mir, vor noch nicht einmal einer Woche, gezeigt hast. Nein, ich sah ein mitleiderregendes Würstchen vor mir stehen, das mich vom ersten Blick an, hilfsbedürftig um Rettung anflehte.
Warum ich lebe? Ich steh auf Mutproben. Lieber riskieren jung zu sterben, als nie richtig gelebt zu haben. Zarathustra sprach: "War das das Leben? Wohlan! Noch einmal!"
Warum ich lebe? Weil einer meiner größten Wünsche nicht in Erfüllung gegangen ist und das Leben mir eine zweite Chance gegeben hat. Ich habe sie genutzt und habe den Kampf gegen mich selbst gewonnen. Darauf kann ich stolz sein. Ich kann stolz darauf sein immer noch am Leben zu sein.
Nicht ich, sondern er ist schuld. Nicht ich, sondern er sollte an der Erinnerung ersticken. Nicht ich, sondern er sollte für den Rest seines Lebens darunter leiden.