Elf verpasste Anrufe, hundert Nachrichten, Kriegserklärungen, Morddrohungen, schmalzige Liebesbekundungen, Fotos mit flehenden Blicken, herzzerreißende Entschuldigungen, träumerische Versprechen, verzweifeltes Betteln, Suiziddrohungen, Handy aus, aufs Sofa fallen, einschlafen, nie mehr aufwachen wollen – Ich kann nicht mehr.
Seine Augen haben das tiefe Blau des Ozeans, wenn man ihn aus dem Flugzeug betrachtet. Diesem Blick, diesen Augen hat sie ihre ewige Treue und Loyalität geschworen. Sie wollte so gerne seine Frau sein, die Eine, die er liebt, der er vertraut, sein Fels. Sie war so dumm.
Wir leben in ausgedachten Welten,
hinter ausgedachten Grenzen,
tragen erfundene Namen,
sehen die Welt in erfundenen Farben.
Er steuert auf mich zu, drückt mir ungefragt einen Euro in die Hand, nickt und folgt seiner Spur. Seinem Ziel für heute, wo er wichtige Dinge erledigen wird mit wichtigen Menschen, die über wichtige Themen sprechen. Schätzungsweise hat er nur noch fünf Minuten Zeit.
Ich schaue ihm noch eine Weile hinterher, halte den Euro in der Hand wie einen kleinen Schatz, einen Trostpreis, ein Mitleidsbekenntnis.
Ich atme aus, Augen auf, die Pupillen weit. Erregt zitternd, diese Energie droht mich zu zerreißen. Du, meine süße Manie, lässt mich tanzen, schwerelos, stundenlang. Unerschöpflicher Nachschub an Serotonin explodiert in meinem Gehirn. Flächenbrand, ausgebrannt, klar denken ist jetzt nicht mehr. Dieses Leben ist meine Bühne und mein Ego ist fett gefüttert von euren Blicken. Ich strotze vor Selbstbewusstsein und kann nicht genug davon bekommen. Jeder will mich haben, jede will so sein wie...
Station B ist die Endstation für akute Notfälle bei Suchterkrankungen, Bipolaren Störungen, Schizophrenien und Psychosen. Es ist eine Abstellkammer für schwer kranke Leute, in der man sich einen Spaziergang am Tag erst verdienen muss.
Ich schreib für Leute,
die denken sie wären allein.
Für alle, die denken sie hätten keine Persönlichkeit,
oder zwei, oder drei, bei manchen sinds vier
verschiedene Stimmen, auf die sie hören.
Die Hölle ist kein fester Ort. Sie ist eine beschissene Stimme in mir drin.
Diese Traurigkeit, sie hat kein Gesicht, sie hat keinen Ton. - Woran du sie erkennst? An einem dunklen Schleier, einem kalten Luftzug, Gänsehaut und trockenen Tränen. Es ist kalt.
Wer waren diese Menschen, frage ich mich bis heute.
Mussten ja was Besonderes sein, diese Leute.
Dass ich mich aufgegeben habe, um mit ihnen zu sein
und verkauft, um dabei zu bleiben.
Interessierte sich irgendwer für mich?
Mochten sie sich?
Heute weiß ich, sie kannten sich nicht.
Denn hätten sie sich gekannt,
hätten sie sich keine Freunde genannt.