Schlussstrich.

Weit aufgerissene Augen, pulsierende Halsschlagader, hochroter Kopf, zitternde, zu einer Faust geballte Finger, Spucke am Mundwinkel, die schäumende Bläschen schlägt – Ich kann nicht mehr. 

 

Diese Worte, Peitschenhiebe, genuschelte wutentbrannte Drohungen, Geschrei aus ganzer Kehle, unverständliche Flüche, tiefsitzende Vorwürfe, an den Haaren herbei gezogene Anschuldigungen - in eine Ecke gedrängt, zusammensinken, vornüberkippen, zittern, betäubt, nicht taub genug – Ich kann nicht mehr. 

 

Den Moment nutzen, im Zimmer einschließen, Taschen heraus kramen, zwölf Unterhosen, drei Paar Socken, acht T-Shirts, einen Pullover, eine Jeans, vier Strumpfhosen, Zahnbürste und Ladekabel oben drauf werfen, Schlüssel rumdrehen, vorsichtig den Kopf herausstrecken, die Tür zuschmeißen, die Straße entlang rennen, hektisch umdrehen, auf Spaziergänger und Zeugen hoffen – Ich kann nicht mehr. 

 

Im Bus in die Dunkelheit schauen, dieser Mensch im Fenster, Tränen überströmt, Leere in den Augen, Make-up verschmiert, blass, müde, gebrochen – Ich kann nicht mehr. 

 

Aussteigen, Tasche schleppen, peitschende Regentropfen auf der kalten Haut, schnaufen, Schmerzen in der Schulter, im Rücken, im Hals, im Herzen, in der Seele, weitergehen, weiter immer weiter, klingeln, in die Wohnung stolpern, in der Türschwelle zusammenbrechen, endlich in Sicherheit – Ich kann nicht mehr. 

 

Elf verpasste Anrufe, hundert Nachrichten, Kriegserklärungen, Morddrohungen, schmalzige Liebesbekundungen, Fotos mit flehenden Blicken, herzzerreißende Entschuldigungen, träumerische Versprechen, verzweifeltes Betteln, Suiziddrohungen, Handy aus, aufs Sofa fallen, einschlafen, nie mehr aufwachen wollen – Ich kann nicht mehr. 

 

Zwei, drei, irgendwann neun Monate vergangen, spazieren, Musik hören, warme Sonnenstrahlen auf der Haut, Gänsehaut an den Armen, am Fluss sitzen, Enten beobachten, Ring aus der Tasche ziehen und in die Strömung schmeißen, zu Gott beten, dass nie wieder jemand in mein Herz trifft – Ich konnte einfach nicht mehr.