Man nennt es Tragödie.

Ist er noch so klein und mutig,

sind vom Spielen die Beine blau und die Knie blutig.

An diesem Tag im Frühjahr

spielt er auf dem hohen Ast,

auch als die Mutter ruft „Gefahr!“,

ist er unbedarft und ohne Angst.

 

Hört auf seine Mama nicht und schaukelt heiter,

weiter und immer weiter.

Bis eben noch ganz froh und munter,

fällt er jetzt vom Baum hinunter.

 

Mit stummem Schrei aus allen Lungen,

hält ihn im Arm, ihren kleinen Jungen.

Was wäre wenn? Fragt sich unter Tränen,

doch sie konnte ihn nicht zähmen.

Kinderglück so sagt man:

Die größte Liebe, dein ganzes Herz,

bereiten sie dir den tiefsten Schmerz.

 

Angereist von nah und fern,

am Tag der Trauer kommen alle.

Sitzen Große mit den Kleinen

beisammen in der Kirchenhalle.

Alle Kinder schluchzend weinen

hatten sie ihn doch so gern.

 

Es fragt der Pfarrer nach der Mutter,

die Suche bleibt vergebens.

Ihre Augen tot und leer,

trauert die Mutter nimmer mehr.

Konnte nicht tragen diese Last,

mit Strick am Hals hängt sie am Ast.

Vermisst den Sohn in Ewigkeit

weil ihr nichts andres übrig bleibt.