Ein Mensch mit zwei Gesichtern. Bipolar.

Der Winter kann verdammt kalt sein. Keine Energie, um die wenigen Sonnenstrahlen zu zählen. Völlige Isolation in meiner eisigen, trostlosen Welt. Die Augen sind tief und unergründbar. Unwissende sehen darin Langeweile, Wissende den Schmerz.

 

Der Kopf ist voll. Der Kopf ist leer. Leere kann sehr ausfüllend sein.

 

Sehnsucht nach Spaß, nach Freude, nach echten Gefühlen. Geduldiges Warten auf etwas das mich zum Lächeln bringt. Vergebens. Was macht mich als Menschen wertvoll? Macht meine Existenz überhaupt einen Sinn? Die Tendenz liegt zum Unbedeutenden, in einer sinnlosen Welt, mit sinnlosen Problemen, in meinem scheiß sinnlosen Leben.

Ich fühle mich erschöpft vom Frieren, denn es gibt kein Heilmittel, keine Lösung, keinen Ausweg. Die Gewissheit, dass irgendwann wieder andere Zeiten kommen werden, ist das Einzige, das mich durchhalten lässt. Allein in der Stille, zwischen Einsamkeit und dem Wunsch nach Isolation, gefangen in der Abwärtsspirale meiner Gedanken, ziehe ich mir die Decke über den Kopf.

Und dann, kurz vor meiner Kapitulation bricht ein Wandel an. Es wird wärmer, neues Leben erblüht und man sieht ab und zu die Sonne. Auf einmal ist Sommer und die Wärme die man sich den ganzen Winter über gewünscht hat, wird zur quälenden Hitze.

Mit einem Brett ins Gesicht, heißt mich die Manie Willkommen. Man hat das Gefühl es sei zu warm, zu viel los, zu lange hell. Man findet keine Ruhe.

 

Enormer Antrieb, unangenehme Unruhe, euphorische Hochstimmung.

 

Da gibts keine Logik, nichts zu verstehen. Verlier meinen Verstand, ja das muss ich gestehen. Mein Feuer, das brennt lichterloh und es ist ein tolles Gefühl!

Ich bin laut, stehe generell im Mittelpunkt und ziehe die Aufmerksamkeit auf mich die ich verdiene. Zuhören ist schwierig daher lasse ich andere gar nicht erst zu Wort kommen. Unentwegt plappere ich über zusammenhanglose Themen.

Auf geht’s, los geht’s, Spontanität ist gefragt! Egal was, ich bin dabei! Aber nagle mich nicht auf einen Termin fest, kann sein dass ich das vergesse, verpeile, verplane. Passiert.

Kann nicht stillsitzen, schwitze stark, zittere, kann mich nicht konzentrieren. Wie ein Kleinkind, das zu viel Cola getrunken hat, könnte ich Stunden damit verbringen schreiend im Kreis, um den Erwachsenentisch zu rennen. Hauptsache Menschen, Musik, Reden, Rauchen, Licht, Laut, Bewegung...das Leben ist eine einzige Party und ich bin mittendrin. Was für ein Wahnsinns Gefühl.

Die Manie hat mich vollkommen im Griff. Ich bin unterwegs, treffe neue Leute, bin viel feiern. Denn feiern ist wichtig. Heute ist wichtig. Wer braucht schon morgen?

Wer braucht schon Schlaf? Essen? Geld? - Ich nicht!

 

Hier, da, Larifa....das Leben ist zu kurz für Sorgen.

 

Ich brauche mehr Platz, brauche Veränderung. Konstanten werden von wahnsinnigen Ideen gesprengt. Tausend Projekte offen und auf keines davon folgt ein Ergebnis. Vielleicht sollte ich mir eine Glatze rasieren, oder eine Weltreise machen, oder mein Studium schmeißen und Umweltaktivistin werden.

 

Ich kann die Welt retten, gib mir eine Woche. Ich bin super optimistisch.

 

Ich, ich, ich, ich verhalte mich naiv gegenüber fremden Menschen und Umgebungen. Warum auch nicht, sind doch alles meine Freunde.

Mein Allgemeinzustand? Blendend. Meine Gedanken und Zustände? Besorgniserregend.

Es ist unerträglich manchmal. Die Gedanken sind wirr und durcheinander. Sie widersprechen sich gegenseitig.

Tanze durch die Wohnung, tanz für mich allein. Ich male mir die Welt so wie sie mir gefällt. Doch gefällt sie mir?

 

Diese Episode wird zunehmend anstrengender und da steht auch schon der nächste Wechsel bevor. Es wird kühler, die Tage werden kürzer, alles Schöne um mich herum und das Hochgefühl verwelken langsam vor den eigenen Augen. Ich fühle mich dem Wetter ausgesetzt. Kann das Tief nicht aufhalten, als hätte ich meinen Jahresvorrat an Endorphinen und Energie verprasst.

 

Es fängt an zu regnen und ich stehe vor einem Scherbenhaufen, der einst mein Leben war.