Morgen ist Heute schon Gestern.

 Geblendet von der sizilianischen Sonne, an einem dieser Tage, an denen der Himmel strahlend blau ist, stehst du vor diesem alten Haus. Der Putz ist an manchen Stellen abgeplatzt, die Satellitenschüssel krumm anmontiert. Durch die letzten Sonnenstrahlen des Tages, wirkt die weiße, verschmutzte Fassade dunkelgelb. Der Wind wirbelt deine dunklen, ungebändigten Locken auf, deine Arme sind ausgestreckt, als wolltest du die Energie des Mittsommerlichen Wetters einfangen. Du lachst in die Kamera, dabei die Augen leicht zugekniffen und man erkennt die schiefe Kante an deinen oberen Schneidezähnen. Die hattest du irgendwie schon immer, ist mir vorher nur nie so richtig aufgefallen.

Es ist nicht so ein „Ich mach ein Foto“-Lachen – Nein, es ist echt, real, ansteckend.

 

Es ist dein Lachen.

 

Man bekommt das Bedürfnis, diesen Moment mit dir zu teilen, dabei zu sein, mit dir zu lachen und dabei die Sonne und den Wind zu spüren. Im Versuch die Situation fest zu halten, um dich an schlechteren Tagen an dieses Gefühl zu erinnern, hast du mir ein wenig deiner Lebensfreude geschenkt. Dieses Foto, das ich klamm heimlich aus deiner Wohnung mitgehen ließ, ist mein wertvollster Besitz. Wer hätte das gestern ahnen können? Du nicht. Ich auch nicht.

 

Dein Herzschlag ist wie ein Countdown, in eine Zeit der Angst, eine Zeit der Ungewissheit.

 

Du warst gestern zu lange wach, somit war es deine letzte Nacht.

Hättest du dich doch nur selbst erkannt, der der du morgen sein wolltest, vielleicht hättest du dich dann nicht in einer Illusion verrannt. Die Suche nach dem Gefühl der Unendlichkeit, hat dich ins Unendliche geschickt. Du hast deine Ziele vergessen, auf alle Grenzen geschissen. Jetzt tragen wir, die die du auf deiner Reise zurückgelassen hast, die Konsequenzen.

 

Dein Lachen ist verstummt, … und meins?

 

Da wo du jetzt sein solltest, ist ein Loch in meinem Herzen. Keine Lücke, die gefüllt werden muss oder kann, Nein, es ist ein tiefes, dunkle Loch, über das ich nicht stolpern darf.

Meine Gedanken überrannt von hoffnungslosen Plänen, leeren Gefühlen und enttäuschten Erwartungen an morgen. Auf dem Fußboden sitzend, halte ich dein Bild in der einen Hand und eine Zigarette in der anderen. Höre dasselbe Lied zum 15. Mal, weil es mich dir ein Stück näherbringt.

 

Heute bin ich leer. Heute bin ich allein. Heute brauche ich Zeit, denn es wird nie wieder so sein, wie es gestern noch so selbstverständlich war.